Während die Medien ständig über Vitamine brabbeln, sich über Spurenelemente austoben, dabei aber die Enzyme völlig vergessen, die Mineralien hochleben lassen, gebricht es an Informationen über die wundersamen Kalium-Ionen, die in unseren Billionen Körperzellen hausen und wirken. Da sei die Frage angebracht, woher wir dieses Zell-Elexier am Besten beziehen.

 

von Hans-Jörg Müllenmeister

Unter den Königsmineralien Ca, Mg, P, S und Na ist das Alkalimetall Kalium K in unserem Körper das Aschenputtel. Nicht nur weil es auf arabisch al kalja, also Pflanzenasche heißt; Kalium wirkt unermüdlich in unseren Zellen - und das ohne die Aufmerksamkeit, die wir den anderen Mengenelementen zollen. Einst gewann man aus Pflanzenasche durch Eindampfen in „Pötten“ Pottasche; nämlich Kaliumcarbonat, das Kaliumsalz der Kohlensäure. Spannend ist die Frage: was bewirkt biologisch aktives Kalium in unserem Körper?

 

Wo versteckt sich Kalium?

In menschlicher Asche finden sich etwa 0,25 Prozent Kalium. Zu Lebzeiten hat das der Organismus nie selbst erzeugt, vielmehr musste er diesen lebensnotwendigen anorganischen Stoff mit der Nahrung aufnehmen. Wußten Sie eigentlich, dass wir als radioaktive Beta-Strahler herumlaufen? Etwa 10 Prozent unserer natürlichen radioaktiven Strahlenbelastung beziehen wir direkt aus dem körpereigenen Kaliumisotop K-40 - und das mit einer extrem langen Halbwertzeit von 1,28 Milliarden Jahren. Im Meerwasser sind etwa 0,00004 Gramm an Kalium pro Liter gelöst. Pflanzen enthalten davon durchschnittlich etwa zwei Prozent in der Trockenmasse, Mückenlarven i.d.T. dreimal soviel Kalium wie es in menschlicher Asche vorkommt.

 

Gevatter Tod und das Kalium

Die Härte eines Fingernagels genügt, um das „Butterelement“ Kalium zu ritzen, allerdings gehören in der Forensik Vergiftungen mit Kaliumchlorid zu den harten Nachweis-Nüssen. Vorschnell heißt dann die Todesursache Herzversagen - bei völlig unversehrtem Herzen. Aber vergessen Sie diesen Schwiegermuttererkaltungstipp, denn Kalium dient nicht dem Tod vielmehr den Zellen, den kleinsten Baueinheiten des Lebens. Die dunkle Seite: Bei Hinrichtungen in USA enthält die „humane“ Giftspritze in ihrem Giftcocktail Kaliumchlorid KCl als herzlähmendes Mittel. In Wirklichkeit ist es immer der Molekülpartner von Kalium, der tödlich wirkt; die todbringende Dosis Kaliumcyanid liegt bei 50 mg. Es gibt auch wissenschaftliche Beweise dafür, dass ein Mensch völlig ohne Kaliumzufuhr in weniger als drei Wochen stirbt. Ein barmherziger Tod im Vergleich zu dem unendlich schmerzlicheren und weit langsameren Tod, den ein stetiger Kaliumentzug verursacht. Bei chronischem Kaliummangel kommt es im Laufe des Lebens zu einer Anzahl von typischen Krankheiten wie Arthritis, Osteoporose, Hypertonie, Angina Pectoris, Schlaganfällen.

 

Das Zuhause des Kaliums

Vielleicht fragen Sie, in welchen Organen und vor allem in welcher Form sich das Alkalimetall Kalium im Körper aufhält. Natürlich nicht als winzige eingebettete Metallklümpchen, auch nicht als komplette Atome. Nein, Kalium taucht als Ion auf, als ein elektrisch geladenes Atom, d.h. es fehlen ihm mehrere Elektronen gegenüber dem ausgeglichenen Normalzustand. Dieser Elektronenmangel macht Kalium-Atomrümpfe elektrisch positiv; man nennt sie Kationen. Merkwürdig ist, dass sie zu 98 Prozent in den Körperzellen hausen, und zwar in einer Konzentration von etwa 150 mmol/l. Hier bildet Kalium ein flüssig-kristallines Transportband, über das alle Austausche von Ionen läuft, ja der gesamte Stoffwechsel der Zelle: der Austausch mit Chlorid, Sauerstoff und vor allem mit Natrium außerhalb der Zelle. Extrazellulär etwa im Blut, ist die Kalium-Konzentration rund 28 mal geringer. Nur wenn ein bestimmtes Spannungspotential herrscht, sind die Körperzellen lebensfähig und können z.B. Informationen untereinander austauschen. Dies ermöglicht die elektrische Aktivität von Nerven- und Muskelzellen. Zudem erlaubt das Verteilen der Elektrolyte - der Mineralstoffe - einen geregelten Flüssigkeitsaustausch zwischen dem Raum innerhalb und ausserhalb der Zelle, dem sogenannten Extrazellulärraum.

 

Das atomare Tennismatch

Eigentlich spielt sich da ein dynamisches Kräftespiel zwischen zwei Tennisspielern auf atomarer Ebene ab: dem Kalium und dem Natrium. Allerdings agiert das Natrium jenseits des „Spielfelds“, also außerhalb der Zelle. Die Zellmembran ist das „Tennisnetz“. Das ist der Ort, wo die „Bälle“ - die Ionen - hin und her fliegen. Beide Spieler entfalten ihre Wirkung optimal nur im guten Zusammenwirken. Nur dann können sie über die so genannte Ionenpumpe den osmotischen Druck der Zelle regulieren. Aber gerade durch das unterschiedliche Verteilen von Kalium- und Natrium-Ionen entsteht ein elektrisches Feld, und damit an der Zellmembran eine elektrische Potentialdifferenz. Bei Muskel- und Nervenzellen liegen an der Membran eine Spannung zwischen 50 bis 100 mV an. Ach ja, Sportmuffel bezeichnen das Match wissenschaftlich als Natrium-Kalium-Pumpe. Dieses aufgebaute Spannungsfeld ist für die Matchspieler kein Selbstzweck, sondern unabdingbar für die richtige Funktion der Nerven, Muskeln und Nieren. Die Spannung ist wichtig für viele lebenserhaltende Prozesse. Dazu zählt das Weiterleiten von Nervenreizen, das Erzeugen elektrischer Signale im Herzen und die entgiftende Funktion der Nieren. Selbst für die Sehfunktion ist sie unerlässlich.

 

Kalium, der vielseitige Elektrolyt

Zurück zu unseren Champions Kalium und Natrium. Beide spielen eine entscheidende Rolle bei der Wasserregulierung im Körper und im Säure-Basen-Haushalt. Kalium kann einige Enzyme aktivieren und hat Optionen bei der Biosynthese von Eiweiss sowie beim Kohlenhydrat-Stoffwechsel. Es ist deswegen im Stoffwechsel so bedeutend, weil es am Aufbau energiereicher Phosphatverbindungen beteiligt ist und mitwirkt bei der Herzmuskeltätigkeit sowie Erregbarkeit von Muskel- und Nervenzellen.

Aber was passiert, wenn der Mensch einen Mangel oder eine Übermenge an Kalium hat? In beiden Fällen kommt es zu ähnlichen Symptomen: Muskelschwäche, chronische Verstopfung, Lähmungserscheinungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen. Starke körperliche Aktivität führt zu einem erhöhten Flüssigkeitsverlust. Dem Körper werden wichtige Elektrolyte (Mineralstoffe) entzogen. Daher ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyte aufzunehmen. Bei vielen Stoffwechselvorgängen arbeitet Kalium mit Magnesium eng zusammen. Dabei nimmt Magnesium den Partner Kalium huckepack in die Zelle.

 

Auf die Applikation kommt es an

Um die gläubigen Weißkittel auf Linie zu halten, verbreiteten die Gesundheitstempler weltweit erschreckende Geschichten über Kalium. Etwa, dass Kalium mit synthetischer pharmazeutischer Medizin „reagiert“ und es zu häufigen Todesfällen kommt. Das ist in der Tat zutreffend. Aber nicht das natürliche Kalium, sondern die giftige synthetische Medizin verursacht die lebensgefährliche Kreuzreaktion; auch dass zuviel Kalium Ihren Herzschlag stoppen könnte - wie durch eine Giftinjektion in USA.

Erkennen Sie den Unterschied? Gewöhnlich nimmt der Mund Kalium auf und nicht irgend eine Vene. Könnten wir das nicht auch von körpereigener Salzsäure sagen, die im Magen der Verdauung dient? Wenn Sie eben diese vom Magen direkt in die Venen spritzen, bereiten Sie Ihrem Leben ein jähes Ende - sogar eher als es mit dem Einspritzen von Kalium gelingt. Aber bitte nicht ausprobieren. Schreitet aber Kalium durch den Verdauungstrakt, entnehmen sich die Zellen was sie benötigen und jeder mögliche Überschuss wird vom Körper ausgeschieden, teils als Feststoff aber meistens über die Nieren als Urin. Es ist ein tadelloser biochemischer Prozess den der Körper brillant löst.

 

Nahrungsmittel mit hohem Kaliumanteil

Während die Medien ständig über Vitamine brabbeln, sich über Spurenelemente austoben, dabei aber die Enzyme völlig vergessen, die Mineralien hochleben lassen, gebricht es an Informationen über die wundersamen Kalium-Ionen, die in unseren Billionen Körperzellen hausen und wirken. Da sei die Frage angebracht, woher wir dieses Zell-Elexier am Besten beziehen. In Brüssel kümmert man sich mehr um den Krümmungsradius der Banane als um den dramatischen Rückgang von Kalium innerhalb der Banane. Der ursprünglich beträchtliche Anteil an Kalium in der Banane verkommt zusehens zum Spurenelement. Das gleiche Schicksal könnte unsere gute alte Kartoffel ereilen. Überhaupt ist die Kartoffel die Hauptspenderin an Kalium, denn gegenüber der gepriesenen Banane nennt sie die vierfache Menge an Kalium ihr eigen, nämlich über 400 mg auf 100 Gramm.

 

Natrium statt Kalium im Nahrungsangebot

In früheren Jahrhunderten bezog man in Asien und Afrika das Salz meist durch Syvite KCl, die bekannte Kaliumchlorverbindung. Große Klumpen davon transportierten Salzkaravanen über Tausende Kilometer. Mehr und mehr verdrängte das preiswerte aber ungesunde Meersalz (Natriumchlorid) das erprobte gesunde Kalium. Heute finden Sie KCl nur als Geschmacksverstärker E508 in Lebensmitteln aber Unmengen an Natriumchlorid als Tafelsalz. Alarmierend ist, dass Agrarfrüchte mehr und mehr auf mineralarmen Böden angebaut werden. So enthalten Obst und Gemüse immer weniger Mineralien. Wir sind meist mit Kalium unterversorgt. Unser Magen müsste schon der eines Elefanten sein, um über das Volumen genügend Mineralien aufzunehmen. Merkwürdig, denn seit Jahren steigt die Fallzahl bestimmter Krankheiten wie Arthritis, Bluthochdruck und Angina Pectoris in dem Maße, wie der Salzverbrauch in jeder Art von Nahrung zunimmt und Kalium in Vergessenheit gerät.

 

Die Yanomami - naturfit ohne Zivilisation

Die Yanomami-Indianer am Oberlauf des Orinoco hatten Glück. Gottlob entgingen sie lange Zeit der Aufmerksamkeit der „medizinischen Wissenschaft“. Dieses faszinierende Naturvolk nimmt praktisch kein Natrium-Salz zu sich, indessen aber genügend Kalium. Übrigens gehört die Süßkartoffel (414 mg Kalium/100g) und die Cuma Cuma-Beere zu ihren wesentlichen Nahrungsquellen. Nebenbei gesagt, die rote Wunderbeere des Myrthengewächs enthält 30 mal mehr Vitamin C als die Zitrone! Die Yanomami - nur die von der Zivilisation Unbeleckten - sind unglaublich fit und kennen keine Krankheiten wie Arthritis, Osteoporose, Bluthochdruck, Angina Pectoris oder Schlaganfall. Ihr normaler Blutdruck liegt bei 95/60 und erhöht sich nicht mit dem Alter. Vergleichen Sie dazu unseren normalen Blutdruck von 120/80, der sich nach oben weiter erhöht, je mehr Natrium wir einnehmen und je mehr Kalium wir beim Älterwerden verlieren. Übrigens kann Kalium weitaus mehr: es ist ein natürlicher Schmerzstiller, es entschleimt Darm, Magen und Lunge, hilft bei Krämpfen, Kopfschmerzen und Migräne und fördert die schnellere Heilung von Wunden, Quetschungen und anderer Verletzungen.

 

Gewiss gab es Ärzte, die ihren Patienten massiv Kalium (einige Gramm pro Tag) verabreichten, um all die angesprochenen Gesundheitsprobleme erfolgreich zu bekämpfen. Zu erfolgreich. Sie gerieten in die Saugarme der Pharmakraken. Schließlich lässt sich ein natürliches Mineral nicht patentieren und daraus Profit ziehen. Verhärtete Gefäßsysteme durch Kaliummangel gehören also weiterhin zum Alltag. Wenn Ihnen aber Krankheitssymptome und Medikamentenkonsum Kopfzerbrechen bereiten, dann denken Sie einmal über Kalium nach.