Bei Psychopharmaka seit 2010 Plus von 435 Millionen Tagesdosen - Linke sieht "Alarmsignal"

 

Seit 2010 ist die Zahl der verschriebenen Antidepressiva und Schmerzmittel deutlich und kontinuierlich angestiegen. Waren 2010 noch 1,174 Milliarden Tagesdosen Antidepressiva verordnet worden, so waren es 2019 bereits 1,609 Milliarden. Das entspricht einem Plus von 435 Millionen Dosen. Das geht aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) vorliegt. Das Ministerium beruft sich auf den Arzneiverordnungs-Report 2020, aktuellere Angaben lägen nicht vor.

Bei den Schmerzmitteln aus der Gruppe der Opioide ging es demnach von 2010 bis 2019 von 387 Millionen Tagesdosen auf 439 Millionen Dosen nach oben. Bei den übrigen Schmerzmitteln stieg die Zahl der Tagesdosen von 193 Millionen auf 262 Millionen. Bei den Neuroleptika - Medikamenten mit beruhigender und antipsychotischer Wirkung - wuchs die Zahl der Verschreibungen von 303 Millionen auf 360 Millionen Tagesdosen.

Es sei erfreulich, dass psychische Erkrankungen und chronische Schmerzen häufiger erkannt und adäquat behandelt würden, sagte Linken-Sozialexpertin Sabine Zimmermann im Gespräch mit der NOZ. "Dennoch ist die stetige Zunahme der Verschreibungen auch ein Alarmsignal."

Oftmals stünden Belastungen im Arbeitsleben hinter den Erkrankungen, deswegen sei deutlich mehr Prävention notwendig, gab die Abgeordnete zu bedenken. "Das setzt bei den Arbeitsbedingungen und der Arbeitsorganisation an", so Zimmermann. "Der Gesetzgeber ist in der Pflicht, den Arbeitsschutz zu stärken und die betriebliche Verhältnisprävention effektiver durchzusetzen."