Sichtbare Entzündungen unter der Haut sind uns bekannt durch Rötung, Schwellung und Eiterbildung. Tückisch sind schwelende Entzündungen in Körperorganen und Gefäßen; sie bleiben anfangs unbemerkt und zeigen zunächst keine Symptome. 

 

Von Hans-Jörg Müllenmeister

Diese schleichenden chronischen Prozesse können Lungenentzündung, Krebs, ja sogar Herzinfarkt auslösen. Bisher war ein erhöhter Cholesterinspiegel der maßgebende Indikator für eine lebensbedrohende Arteriosklerose. Jetzt widmet sich die jüngste Forschung besonders dem Protein-Marker CRP (C-reaktives Protein) im Blut, der frühzeitig auf die Gefahr einer Arteriosklerose hinweist und damit auf einen drohenden Herzinfarkt.

 

Die Wurzel allen Übels: ein Entzündungsherd

Die Entzündung selbst leitet eine Abwehrreaktion des Immunsystems ein. Diese geht häufig mit einer Übersäuerung einher, also mit einer Verschiebung des Säure-Basen-Gleichgewichtes. Eine basische Ernährung wäre dann anzuraten. Je länger aber ein Entzündungsgeschehen anhält, umso stärker übersäuert der Körper: Die Abwehr des Immunsystems schwächelt, gleichzeitig nehmen die Zellschäden im Gewebe zu.

Bestimmte Blutparameter verändern sich deutlich, etwa die Anzahl der weissen Blutkörperchen, der Leukozyten im Blut. Frühzeitig bildet die Leber durch Interleukin 6das Plasma-Protein CRP; sie gibt diese schutzbefohlenen Geister der ersten Stunde ins Blut weiter. Als Mitglied des körpereigenen Immunsystems aktiviert CRP die Fresszellen: Die Schutzgeister lagern sich markierend an körperfremden Strukturen wie Bakterien, Pilze oder Parasiten an. Das Immunsystem erkennt dann die Krankheitserreger leichter und eliminiert sie bestenfalls, einschließlich der abgestorbenen Immunabwehrzellen.

 

Was sagt der CRP-Wert aus?

Ein Anstieg deutet nicht auf eine spezifische Krankheit hin. Indes ermöglicht die individuelle Höhe des CRP-Wertes eine Diagnose zum Schweregrad der auslösenden Krankheit. Das C-reaktive Protein reagiert unspezifisch im Immunsystem. Es erkennt schädliche Keime und steigt unmittelbar nach einer Infektion an. Das Besondere dieses Frühindikators: Den Höhepunkt erreicht der CRP-Wert vor dem Auftreten von Fieber und noch bevor sich die Leukozyten-Anzahl erhöht. Ein CRP-Wert von über 10 mg/l weist auf eine akute entzündliche Infektion hin.

Bis heute ist es die schnellste Methode, um entzündliche rheumatische Erkrankungen zu erkennen. Vor allem lassen sich damit bakterielle (starke Reaktion) von viralen (kaum Reaktion) Infektionen unterscheiden. Auch der Rekonvaleszenz-Verlauf gibt sich durch den CRP-Wert-Abfall zu erkennen. Bleibt er bei einer Therapie dauerhaft erhöht, zeigt das: Das gewählte Antibiotikum schlägt nicht an. Man muß dann auf ein anders Medikament ausweichen.

 

Worauf gibt das CRP eine direkte Antwort?

Das CRP steigt bei einer frischen Entzündung innerhalb von Stunden um das zehn- bis tausendfache an und fällt rasch wieder ab, nachdem die Entzündung abgeklungen ist. Der Wert gibt keinen Hinweis darauf, wo im Körper einer Infektion und/oder Entzündung lauert.

 

Aber folgende Fragen beantwortet der CRP-Wert: 

Besteht eine Entzündung oder ein Infekt im Körper?

Wie schwer verläuft die Entzündung und hält sie weiter an?

Ist die Entzündung viral oder oder bakteriell hervorgerufene?

Wie wirkt eine antibiotische oder antientzündliche Therapie?

 

Die CRP-Konzentration im Blut liegt bei Gesunden unter zehn Milligramm pro Liter. Erhöhte Werte können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Die Höhe des Anstiegs gibt einen Hinweis auf eine chronische oder akute Entzündung.

Auch die Blutsenkungsgeschwindigkeit, kurz Blutsenkung oder BSG, kann Hinweise auf Entzündungen im Körper liefern. Um die Blutsenkung zu bestimmen, wird im Labor das Blut mit einer bestimmten Substanz vermischt und im Röhrchen senkrecht hingestellt. Man beobachtet, wie schnell sich das Blutserum in flüssige (Blutplasma) und feste Bestandteile aufteilt. Diese Geschwindigkeit der Blutsenkung hängt davon ab, wie viele und welche festen Blutbestandteile vorhanden sind.

 

Welche Werte sind „normal“?

Welche Blut-Werte „normal“ sind, lässt sich pauschal nicht sagen, denn sie sind abhängig vom verwendeten Analysegerät. Arbeitet dieses auf Basis der Integra-Methode, gelten bei gesunden Erwachsenen Werte bis 5 mg/l als normal, beim Nycocard-Gerät sind es dagegen Werte bis 10 mg/l. „Normale“ CRP-Werte schließen chronische, systemische Entzündungen im Körper nicht aus. Deshalb hat der CRP-Wert im Niedrig-Bereich, das so genannte hochsensitive CRP, eine immer größere Bedeutung.

 

Entzündungsmarker CRP versus Blutsenkung BSG 

Entzündungswerte im Blut haben unterschiedliche Reaktionsgeschwindigkeiten: C-reaktives Protein reagiert im Vergleich zur Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) schneller, denn es steigt etwa 6 bis 10 Stunden nach Beginn der Erkrankung im Blut; außerdem normalisiert sich dieser Blutwert etwa zwei Wochen nach der Erkrankung schneller als die BSG. Das ist der Grund, warum CRP-Werte in der Diagnostik akuter Infektionen der BSG als Entzündungsmarker überlegen sind. Nur bei Autoimmun-Erkrankungen kann es vorkommen, dass der CRP-Wert im Blut kaum oder nicht erhöht ist, während die BSG fast immer beschleunigt ist. Je nachdem, welche Entzündungswerte im Blut erhöht sind, lassen sich Rückschlüsse auf die Ursachen für die veränderten Blutwerte ziehen: Ein verminderter CRP-Wert ist nicht pathologisch. Ist der CRP-Wert normal, schließt dies eine schwere Infektion mit Bakterien fast immer aus. 

 

Eigener CRP-Test

Mit einem CRP-Test können Sie selbst die Konzentration des reaktiven Proteins in Ihrer Blutprobe testen. Test-Utensilien dazu gibt es in der Apotheke.

Der Test basiert auf einer biochemischen Reaktion, der Antigen-Antikörper-Reaktion. Die Testmembranen ist entlang der Testlinie mit CRP-Antikörpern beschichtet. Die Antikörper sind mit einem farbschreibenden Marker verbunden. Heften sich Antigene aus der Blutprobe an diese Antikörper, wird entlang dieser Testlinie der Farbmarker sichtbar; erkennbar durch eine farbige Linie. Je nach Anzahl und Intensität der Linie wird das Ergebnis bestimmt. Der Test zeigt die CRP-Konzentration über 10 mg/l (Nachweisgrenze) an. Enthält die Blutprobe weniger C-reaktive Proteine als in der Nachweisgrenze definiert, erscheint keine farbige Linie, und das Testergebnis ist negativ. Ist der Test positiv, ist das ein Hinweis auf eine bakterielle Infektion.

 

Welche Rolle spielt CRP bei Herzinfarkt

Leidet ein Patient unter Arteriosklerose, steigt die CRP-Konzentration im Blut an. Messungen von CPR können daher bereits im Frühstadium Auskunft geben, ob der Patient ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung hat. Vorangehende entzündliche Reaktionen in der Gefäßwand sind es, die eine Arteriosklerose verursachen. Wichtig: Nach einer 2005 durchgeführten Interventionsstudie kann ein hoher Verzehr von Carotinoid-reichem Gemüse und Obst die CRP-Konzentration im Plasma signifikant senken. 

 

CRP-Wert und das Einschätzen des Herzinfarkt-Risikos

Seit ein paar Jahren weiß die Medizin mehr über typische Herzinfarkt-Ursachen. Lange war im wesentlichen ein erhöhter Cholesterinspiegel der ausschlaggebende Indikator für die Ausprägung einer lebensbedrohenden Arteriosklerose. 

Die modere Diagnostik machte nicht nur diesen weiteren Risikofaktor – den CRP-Wert – ausfindig. Auch die grundsätzliche Frage, wie ein Herzinfarkt entsteht, wird erneut untersucht. Man weiß jetzt, dass Ablagerungen an den Gefäßen Entzündungsreaktionen hervorrufen können. Ersichtlich wird das individuelle Herzinfarktrisiko durch den CRP-Wert. Lagert sich Plaques an den Gefäßwänden ab, wird CRP in das Blut abgegeben. Hohe CRP-Werte sind Anzeichen dafür, dass sich im Körper bereits gefährliche Gefäßverengungen gebildet haben.

 

In den USA gehört der CRP-Test inzwischen zum gängigen Standardverfahren, denn er kann bereits lange vor einem möglichen Herzinfarkt enthüllen, ob Gefäßverengungen oder Entzündungen vorliegen. Sicherlich ist ein CRP-Test aussagekräftiger, als etwa eine Untersuchung der Blutfettwerte. Risikopatienten lassen sich so viel schneller erkennen und behandeln. Studien zeigten, dass Menschen mit einem Blutwert von über drei Milligramm pro Liter ein etwa doppelt so hohes Herzinfarktrisiko haben, als Patienten, bei denen der Wert unter 1 Milligramm pro Liter liegt.

Der CRP-Wert ist nicht unabhängig von anderen Erkrankungen zu betrachtet. Leute, deren ihre Herzgesundheit am Herzen liegt, empfehle ich: Lassen Sie mal Ihren CRP-Spiegel vorsorglich messen, vorausgesetzt Sie haben sonst keinen „überlagernden“ akuten Infekt!