Chirurgen-Präsidentin fürchtet "Fließband-Medizin". "Klinikverwaltungen sprechen längst nicht mehr von Patienten und Krankenhaus, sondern von ,Kunde’ und ,Unternehmen’."



Wenige Tage vor Beginn des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie hat deren Präsidentin Gabriele Schackert vor einer zunehmenden Ökonomisierung des Krankenhausbetriebes und vor Vertrauensverlust gewarnt. "Klinikverwaltungen sprechen längst nicht mehr von Patienten und Krankenhaus, sondern von ,Kunde’ und ,Unternehmen’ – Begriffe, die in der Wirtschaft beheimatet waren", schreibt Schackert in einem Gastbeitrag für das Nachrichtenmagazin Focus.

 

"Dort gehören sie hin, dort sollten sie bleiben! Ein Patient, der an einer schweren Erkrankung leidet, kann niemals ein Kunde sein." Kranke seien "auf Hilfe, Schutz und Vertrauen angewiesen, genau wie ein Mandant gegenüber dem Anwalt oder der Gläubige gegenüber dem Geistlichen". Schackert ruft zu einer Neuorientierung auf: "Es ist an der Zeit, sich wieder auf das eigentliche Arzt-Patienten-Verhältnis zu besinnen, auf Empathie und Verantwortung", schreibt die Expertin.

 

"Eine Medizin am Fließband, die jährlich eine Leistungssteigerung verlangt, verliert den Patienten aus dem Blickfeld. Und damit das ärztliche Ethos." Am 26. April beginnt in Berlin der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.