Antibiotikaresistente Keime in Seen - Bundesregierung hält Erkrankung von Badenden für möglich
Antibiotikaresistente Keime in Seen und Flüssen können unter Umständen auf badende Menschen übergehen und diese krank machen. Eine Übertragung könne nicht ausgeschlossen werden, insbesondere "bei Personen, die nach medizinischen Maßnahmen nur über eine abgeschwächte Immunabwehr verfügen", erklärte die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion, die dem SPIEGEL vorliegt.
Wissenschaftler hatten im Rahmen einer Recherche des Norddeutschen Rundfunks (NDR) antibiotikaresistente Bakterien in Seen, Bächen und Flüssen in Niedersachsen gefunden. Sie fanden laut NDR unter anderem multiresistente gram-negative Keime (MRGN), auch solche, die gegen wichtige Reserveantibiotika unempfindlich sind. Dabei handelt es sich um Mittel, die nur eingesetzt werden, wenn die herkömmlichen Antibiotika nicht mehr wirken.
Unklar ist bisher, wie weit verbreitet solche Keime in deutschen Gewässern sind. Die Bundesregierung kann auch vier Wochen nach Veröffentlichung der Ergebnisse nicht sagen, ob es dazu überhaupt Daten gibt. Es lägen "keine Angaben aus den Ländern darüber vor", schreibt das Umweltministerium in seiner Antwort. Man wolle die Länder kurzfristig um Auskunft bitten. Diese seien auch für konkrete Handlungsempfehlungen zuständig.
Die Opposition im Bundestag hält den Umgang der Regierung mit dem Thema für naiv und fahrlässig. "Weder Bund noch Länder scheinen derzeit genau zu wissen, wie weit verbreitet solche gefährlichen Keime in unseren Badegewässern sind", sagte die umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Bettina Hoffmann, dem SPIEGEL. "Die Bundesregierung muss dringend einen bundesweiten Bedarfsatlas anstoßen, damit wir eine Vorstellung davon bekommen, wie groß das Problem in Wirklichkeit ist."