Frauen sollten zu Beginn oder besser noch vor einer Schwangerschaft über die Risiken von Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Paracetamol und Acetylsalicylsäure genauso aufgeklärt werden wie über die Risiken von Alkohol.
Das fordert die Wissenschaftlerin Séverine Mazaud-Guittot von der französischen Universität Rennes im aktuellen "Spiegel". Mazaud-Guittot hatte eine Studie durchgeführt, bei der sie das Gewebe von Eierstöcken aus 185 abgetriebenen weiblichen Embryonen aus der siebten bis zwölften Schwangerschaftswoche Ibuprofen-Lösungen aussetzte.
Das Ergebnis: Der Wirkstoff führte in einer Konzentration, wie sie nach Einnahme einer Tablette entstehen kann, zu einem "dramatischen Verlust an Keimzellen" . Im schlimmsten Fall sei das embryonale Eierstockgewebe durch das massive Zellsterben "löchrig wie Klöppelspitze" geworden, so Mazaud-Guittot.
Ibuprofen ist das Lieblingsschmerzmittel der Deutschen unter den nicht verschreibungspflichtigen Substanzen. 51 Millionen Packungen wurden 2017 verkauft, 320 Millionen Euro Umsatz erzielten die Pharmaunternehmen damit, der Marktanteil von Ibuprofen hat sich in den vergangenen zehn Jahren beinahe verdoppelt. Frühere Studien deuten darauf hin, dass Ibuprofen in der frühen Schwangerschaft auch die Fruchtbarkeit von Jungen beeinträchtigen könnte.
Auch andere Schmerzmittel wie Paracetamol und Acetylsalicylsäure können möglicherweise ebenfalls das Hormonsystem des embryonalen Hodens durcheinanderbringen. Umfragen haben ergeben, dass bis zu 28 Prozent der Schwangeren Ibuprofen einnehmen, von den werdenden Müttern im ersten Drittel der Schwangerschaft sind es bis zu 24 Prozent.
Paracetamol schlucken sogar bis zu 73 Prozent der Frauen, die ein Kind erwarten. "Wir müssen junge Frauen dringend darüber aufklären, was sie alles gegen Schmerzen tun können, ohne Medikamente zu nehmen", fordert deshalb Hartmut Göbel, Neurologe und Chefarzt der Schmerzklinik Kiel, im "Spiegel".