Der Außenbeauftragte der Europäischen Union, Josep Borell, hat China dazu aufgerufen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie, der Forschung nach Impfstoffen und der Ankurbelung der Weltwirtschaft „seine Rolle und Verantwortung gemäß seinem Gewicht“ wahrzunehmen.

In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Freitagsausgabe) appelliert der frühere spanische Außenminister und katalonische Sozialdemokrat zudem an China, sich wie die EU an einem erheblichen Schuldenerlass für die von der Pandemie besonders hart getroffenen Entwicklungsländer zu beteiligen und „hier seinen Teil beizutragen“.

Eine weitere gemeinsame Priorität Europas und Chinas müsse eine „grüne Strategie“ für die Erholung nach der Krise sein. Auf bilateraler Ebene wäre zudem ein Abschluss der langjährigen Verhandlungen über ein EU-China-Investitionsabkommen ein wichtiges Zeichen. In diesem Zusammenhang sollten „unsere chinesischen Partner auch ihren Ankündigungen zu Subventionen und Technologietransfers nachkommen“, bekräftigt Borell ein zentrales wirtschaftspolitisches Interesse der EU. Damit sich die Welt vor künftigen Pandemien besser schützen könne, bedürfe es „außerdem einer unabhängigen wissenschaftlichen Untersuchung des Ursprungs dieser Pandemie“, verlangt Borell von China, wo das Virus vermutlich im Dezember 2019 in der Stadt Wuhan das erste Mal auftrat.

Anerkennend konstatiert Borell, dass China wie die EU oftmals bekräftige, für Multilateralismus und die Vereinten Nationen einzutreten Dies sei besonders wichtig in einer Zeit, in der das multilaterale System offen in Frage gestellt werde. Gleichzeitig betont Borell aber auch die unterschiedlichen Ansätze in Bezug auf den Mulitilateralismus. „Beispielsweise, was die universelle Gültigkeit und Unteilbarkeit der Menschenrechte oder das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen und die Spannungen im Südchinesischen Meer anbelangt“, schreibt der Politiker. In Bezug auf den Cyberbereich betonten beide Seiten, dass ein multilateraler Ansatz erforderlich sei: „Allerdings steht der von China verfolgte staatszentrierte Ansatz im Gegensatz zu dem Ansatz der EU, der auf Achtung der Grundfreiheiten basiert.“
Europa müsse ebenfalls Lehren aus dieser Krise ziehen, fordert der EU-Außenbeauftragte. Dazu gehörten die Beziehungen „zu unseren internationalen Partnern – und auch zu China.“ So sollte Europa „in strategischen Bereichen eine übermäßige Abhängigkeit vermeiden, indem wir Lagerbestände an kritischem Material aufbauen und unsere Lieferketten verkürzen und diversifizieren“.
Da Diplomatie sich am besten auf klare Prinzipien gründe, sollten die Leitworte der EU-China Bziehungen „Vertrauen, Transparenz und Gegenseitigkeit“ sein.