Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, bewertet den Einsatz des Wirkstoffs Hydroxychloroquin zur Behandlung von Covid-19-Patienten kritisch.

"In Anbetracht der aktuellen Datenlage würde ich den Einsatz von Hydroxychloroquin außerhalb von klinischen Studien auch bei Härtefällen nicht empfehlen“, sagte Ludwig dem SPIEGEL.

Der eigentlich zur Behandlung von Malaria und Autoimmunerkrankungen zugelassene Wirkstoff wird auch mit Blick auf Covid-19 diskutiert. Mehrere Studien haben jedoch Hinweise geliefert, dass das Mittel den Verlauf einer schweren Erkrankung nicht begünstigt, sondern sogar die Sterblichkeitsrate erhöhen könnte. Die WHO, Frankreich und Großbritannien haben deshalb klinische Studien vorerst ausgesetzt.

Auch ein Testlauf am Universitätsklinikum Tübingen wurde ausgesetzt, wie der SPIEGEL erfuhr. Peter Kremsner, medizinischer Direktor am Universitätsklinikum Tübingen, geht jedoch davon aus, dass das Mittel weiter erforscht wird. "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Studie fortsetzen können", sagte er dem SPIEGEL. Es bestünden keinerlei Sicherheitsbedenken. "Wir haben keine Hinweise auf schwere Nebenwirkungen, die mit Hydroxychloroquin in Verbindung stehen könnten", sagte Kremsner.

In den vergangenen Wochen hatte vor allem US-Präsident Donald Trump für das Malariamittel geworben und es als "Gottes Geschenk" im Kampf gegen Covid-19 bezeichnet. Laut den geltenden Empfehlungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte sollten Hydroxychloroquin-haltige Medikamente außerhalb von klinischen Studien nur in Einzelfällen bei Covid-19-Patienten zum Einsatz kommen, die im Krankenhaus behandelt werden.