Erst nach Protesten stoppt Hessen EU-Hilfen für gezuckerte Schulmilch. Verbraucherschützer kritisieren CDU-Kultusminister, bevor der reagiert, reagiert Grüne-Umweltministerin: Kein Kakao mehr!
Von Christian Hiß
Wussten Sie, dass die EU ein Schulmilchprogramm unterhält? Der Autor wusste es bis Freitag auch nicht, der ist aber auch laktoseintolerant. Aber zurück zur EU und der Zucker-Milch.
EU: bitte kein Zucker, Salz und Fett in die Schulmilch, Ausnahmen möglich. Hessen: Ausnahme, Zucker in alles, EU-Förderung auf mehr als eine halbe Million erhöht.
Das Schulmilchprogramm der EU erlaubt eigentlich keine Zusätze von Zucker, Salz oder Fett in den geförderten Milchprodukten, gleichwohl – es wäre ja sonst auch nicht die EU – sind nationale Ausnahmeregelungen möglich. Hiervon hat Hessen Gebrauch gemacht, die EU-Förderung für Milchprodukte und „pädagogische Bauernhofbesuche“ (nein, die braun gefleckten Kühe geben keinen Kakao) für Hessen wurde jüngst sogar erhöht. 650.000 Euro an EU-Mitteln darf Hessen 2018 in eben auch gesüßte Milchprodukte an seinen Schulen investieren.
Nach Protesten der Verbraucherorganisation „Foodwatch“, die insbesondere den mit bis zu 7% Zucker versetzten Kakao, der an die Milchzähne und Pubertierenden ausgeschenkt wird, kritisierte, kam nun das plötzliche Aus für den Kakao.
Verbraucherschützer kritisieren CDU-Kultusminister, bevor der reagiert, reagiert Grüne-Umweltministerin: Kein Kakao mehr!
„Foodwatch“ wandte sich mit einem offenen Brief an den hessischen Kultusminister Alexander Lorz (CDU) und kritisierte die Praxis, mit staatlichem Geld die Fehlernährung von Schulkindern zu fördern – noch bevor Lorz reagieren konnte (wenn er überhaupt wollte), schlug jedoch eine Grüne zu. Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) habe beschlossen, Kakao künftig gar nicht mehr über das Schulmilchprogramm der EU anzubieten. Das langfristige Ziel sei, zuckerhaltige Lebensmittel möglichst komplett aus dem Angebot von Schulen und vorschulischen Einrichtungen herauszunehmen, so teilte es das Umweltministerium in Wiesbaden am Freitag mit.
Der geneigte Leser wird seine Kinder besser wieder als Selbstversorger in die Schulen schicken, aber heben Sie dann auch die Quittungen über Ihre Einkäufe auf, schicken Sie die am Besten gleich nach Brüssel – vielleicht werden auch Sie gefördert, aber bitte: nicht so viel Zucker!