In der Oralchirurgie gibt es eine Vielzahl von Operationen – von der Weisheitszahnentfernung und Wurzelspitzenresektion, über das Einsetzen von Implantaten, bis hin zur Behandlung von Mundschleimhauterkrankungen.
Von Dr. med. dent. Martin Lampmann
Die meisten dieser Eingriffe sind heute dank modernster kieferchirurgischer Methoden ungehindert und schonend durchführbar. Es gibt jedoch Patienten, die einer detaillierteren Anamnese bedürfen – sogenannte Risikopatienten. Diese haben bestimmte Erkrankungen und müssen deshalb meist Medikamente einnehmen. Viele dieser Patienten befürchten, dass bei ihnen eine oralchirurgische Operation zu Komplikationen führt. Diese Bedenken lassen sich jedoch im Vorfeld im Rahmen eines Gesprächs mit dem Oral- oder Kieferchirurgen aus dem Weg räumen.
Viel Zeit für das Arzt-Patienten-Vorgespräch
Vor dem Eingriff wird vom Oral- oder Kieferchirurgen eine ausführliche Anamnese durchgeführt – bei Bedarf auch mit Hilfe des behandelnden Hausarztes. Die sogenannte Anamnese ist ein Gespräch zwischen Arzt und Patient, bei dem der Arzt gezielt Fragen stellt, um den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten besser einschätzen zu können. Sie ist also ein wichtiger Teil der Diagnostik und Behandlung. Anamnese bedeutet „Erinnern“ und dieses Erinnern an alle wesentlichen Informationen über frühere Krankheiten und Operationen, Medikamenteneinnahmen, zahnmedizinische Vorgeschichten, aber auch Informationen zur derzeitigen persönlichen Situation ist der Baustein einer optimalen Behandlung.
Was sind Risikopatienten und welche Risikogruppen gibt es?
Bei zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen bedarf es für Risikopatienten einer besonderen Betreuung und zwar vor, während und nach der Behandlung: vorher im Rahmen eines Anamnese-Gespräches, während der Behandlung durch die Überwachung der Vitalparameter (Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung im Blut) und nach der Behandlung durch geeignete Nachsorgemaßnahmen sowie telefonische Erreichbarkeit des Oralchirurgen bei eventuellen Fragen des Risikopatienten.
Grundsätzlich sind Risikopatienten in sogenannte niedrige, mittlere und hohe Risikogruppen einzuordnen. Ein niedriges Risiko kann z.B. bei starken Rauchern bestehen. Auch kann unter Umständen ein Medikament, das der Patient im Moment einnimmt, ein geringes Risiko darstellen und eine besondere Berücksichtigung vor dem Eingriff erforderlich machen. In die mittlere Risikogruppe sind beispielsweise Patienten mit gut eingestellter Diabetes oder Asthma einzustufen. Bei Patienten mit hohem Behandlungsrisiko muss der betreuende Oralchirurg oder Kieferchirurg aktiv vor der geplanten Behandlung Vorsichtsmaßnahmen treffen. Dies kann z.B. bei Herzpatienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, der Fall sein. Auch Tumorpatienten nach oder während einer Chemotherapie oder Bestrahlung gehören zur der Gruppe der Patienten mit hohem Risiko.
Fazit
Ob Risikopatient oder nicht – Oral- oder Kieferchirurgen nehmen sich immer gerne Zeit für ein ausführliches Vorgespräch, denn ihnen liegt eine sichere und reibungslose Behandlung genauso am Herzen wie dem Patienten selbst.